Famulatur – Worauf kommt es an?

Die Famulatur bei Medizinstudenten dauert vier Monate, davon müssen zwei Monate in Form einer praktischen Tätigkeit in einem Krankenhaus oder auch in einer stationären Rehabilitationseinrichtung, ein Monat in einer Arztpraxis oder ambulanten Einrichtung und ein Monat in einer Hausarztpraxis absolviert werden. Wir, Laura und Daniel (beide gerade im 12. Semester), berichten über unsere Erfahrungen.

 

 

Laura: Ich muss zugeben, ich war immer ganz schön unsicher, wie und wann ich am besten welche Famulatur mache und wie lange ich dort bleiben sollte. Man möchte ja schließlich etwas lernen und sich auch über das Fachgebiet klar werden, welches man selber einmal wählen möchte. Wie hast du dich eigentlich für deine Famulaturen entschieden?

 

Daniel: Einen festen Plan dafür hatte ich nach dem Physikum noch nicht. Ich habe mich mit meinen Kommilitonen öfters über das Thema Famulatur ausgetauscht und viele gute Tipps bekommen. Ich kann im Nachhinein gar nicht so wirklich sagen, welche Famulatur nun die „beste“ war. Jede hatte so ihre Vor- und Nachteile. Auf der Inneren Medizin im Krankenhaus fand ich cool, dass ich ausgiebig zwischen den Abteilungen und der Funktionsdiagnostik rotieren konnte und da auch sehr viel praktisch gemacht habe, wie beispielsweise arterielle BGAs. Beim Hausarzt fand ich die Hausbesuche und Besuche im Altenheim sehr interessant, weil ich dort am meisten über die Lebensumstände und die soziale Situation der Patienten lernen konnte. Allgemein hats mir am meisten Spaß gemacht, wenn die Stimmung im Team gut war. Und auch nicht schlecht war es, wenn es ein gratis Mittagessen gab!

 

Laura: Na das kann ich mir vorstellen! Auch ich hatte einige sehr hilfreiche Tipps von Kommilitonen. Allerdings ändern sich gerade im Krankenhaus die Bedingungen extrem schnell. Und ein neuer Assistenzarzt bedeutet häufig schon eine komplett neue Famulatur-Erfahrung. Hattest du eigentlich auch mal Pech mit einer Famulatur, dass es ganz anders war, als vorher erwartet?

 

Daniel: So wirklich Pech hatte ich mit keiner Famulatur. So einen Ausreißer nach unten, wie man ihn manchmal von Kommilitonen hört, hatte ich zum Glück nicht. Wichtig ist, denke ich, dass man sich vorher überlegt, welche Ziele man in der Famulatur verfolgt. Ich habe einen Monat HNO im Ausland gemacht, da konnte ich die Patienten in der Regel nicht selbstständig untersuchen. Das war mir aber schon vor der Famulatur bekannt und daher auch nicht unerwartet oder so. Ich konnte mich also darauf einstellen. Lehrreich war es trotzdem und das Team dort super.

 

Laura: Stimmt, eine Famulatur im Ausland muss eine besondere Erfahrung sein.

 

Daniel: Man sollte seine Famulaturen auch „genießen“: Noch ist man kein Arzt, muss noch nicht alles wissen und kann daher zu allem Fragen stellen und sollte diesen Luxus auch nutzen. Und wenn sich die Möglichkeit ergibt, ist es cool, mal in die anderen Bereiche reinzuschauen, z.B. in Funktionsabteilungen oder Ergotherapie, Physiotherapie und Co. Oder eine Famulatur weiter weg vom Studienort, um einen anderen Ort und andere Arbeitsweisen kennenzulernen. Dafür gibt es beispielsweise auch einige Famulatur- und Austauschprogramme.

 

Laura: Der Ortswechsel hat mir auch immer gut gefallen. Oft war ich mitten auf dem Land, wo der Arzt schon lange keine Famulanten mehr hatte. Daraus sind dann sogar Freundschaften entstanden. Außerdem habe ich vor allem auch davon profitiert, mal in Bereiche zu schnuppern, die man sich für die eigene Zukunft eigentlich gar nicht vorstellt. Zu Gute kam mir, dass wir in Kiel die kompletten Famulaturen in zweiwöchige Abschnitte teilen dürfen. In der Famulatur kann man es sich leisten, sich auszuprobieren. Und so hat es mich z.B. in die Wirbelsäulenchirurgie, Kinderorthopädie und Gefängnismedizin verschlagen.

 

Daniel: Ja, ich finde auch, dass es nicht schlecht ist, offen für andere Fachbereiche zu sein, die man sich mal anschauen möchte. Wie waren deine Erwartungen an die Famulaturen und der Lerneffekt?

 

Laura: Meistens hatte ich Glück und war positiv überrascht. Aber auch wenn nicht: Etwas lernt man bei jeder Famulatur, und sei es, dass man lernt, wie man mit schwierigen Teamsituationen umgeht. Die Famulatur in der Anästhesie hat mich sogar so sehr überzeugt, dass ich dann mein PJ dort begonnen habe. Und das, obwohl ich mir das davor nie vorgestellt hätte.

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Wer schreibt hier

Laura Lunden

Laura studiert aktuell im praktischen Jahr in Kiel. Sie ist Alumni der DESAM-Nachwuchsakademie. Ihr langfristiges Ziel ist es, sich als Landärztin niederzulassen.

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